Liebe Freunde der Kirchenmusik an Sankt Nikolai,
in „normalen“ Zeiten wenden wir uns mit einem Newsletter an Sie, um auf Konzerte oder besonders gestaltete Gottesdienste hinzuweisen und Sie dazu einzuladen.
Doch seit gut einer Woche ist nichts mehr normal, im Gegenteil, wir erleben, wie mit atemberaubender Geschwindigkeit das öffentliche Leben in weiten Bereichen zum Stillstand kommt.
Die Proben des Sankt Nikolai Chores, der Cappella Sankt Nikolai und der Jugend- und Kinderchöre sind ausgesetzt. Und statt zu Konzerten und Gottesdiensten einzuladen, müssen wir Absagen verschicken.
Das für heute Abend angekündigte Konzert zum Gedenken an die Volksabstimmung von 1920, zu dem die Domkantorei aus Helsingør anreisen wollte, findet nicht statt.
Genau so die Passionsmusik unserer Cappella, die am Sonntag die Kantate „Cruxifion“ von John Stainer aufführen wollte.
Damit nicht genug, ist nun – wie alle anderen Kirchen – auch St. Nikolai geschlossen, da die Hygienevorschriften nicht garantiert eingehalten werden können.
Die Absage sämtlicher Gottesdienste in der Karwoche und am Osterfest wirft bereits ihre Schatten voraus und so stehen wir, wie die ganze Gesellschaft, noch etwas fassungslos vor diesen tiefen Einschnitten – auch unseres kirchlichen Lebens.
Um so wichtiger ist es uns, Sie mit diesem Schreiben zu grüßen und zu versichern, dass wir alle bemüht sind, kreativ und engagiert innerhalb der gebotenen Grenzen für die Aufrechterhaltung kirchlichen Lebens und Handelns unseren Beitrag zu leisten.
Erfreulicherweise hat das Flensburger Tageblatt heute gleich drei Artikel veröffentlicht, die von genauso vielfältigen wie unterschiedlichen Aktivitäten in vielen Gemeinden berichten. Wie lange dieser Zustand anhalten wird, können wir gegenwärtig noch nicht abschätzen.
Deshalb haben wir auch das grenzüberschreitende Gedenkkonzert zur 100-Jahrfeier der Volksabstimmung, das am 16. und 17. Mai im Königssaal zu Aabenraa bzw. in St. Nikolai stattfinden sollte, vorsorglich schon abgesagt.
Wir hoffen aber, dass wir noch im Spätsommer oder Herbst einen Nachholtermin für dieses besondere Konzert finden können. Die Passionsmusik von John Stainer werden wir in der Passionszeit 2021 nachholen.
Sobald die Einschränkungen des öffentlich Lebens gelockert werden können, hoffen wir, dass der Sankt Nikolai Chor auch wieder seine Probenarbeit aufnehmen kann. Dann werden wir uns wieder an Sie wenden und rechtzeitig über unsere musikalischen Aktivitäten in der zweiten Jahreshälfte berichten.
Aber bis es soweit ist, können wir uns nur staatsbürgerlich besonnen verhalten und dazu beitragen, dass die Infektionskette mit dem Coronavirus unterbrochen wird.
Im kirchlichen Leben bedeutet das wirklich eine große Herausforderung, leben wir doch von der direkten Begegnung zwischen Menschen. Aber wir finden es auch ermutigend zu sehen, wie viele kreative Ideen in Gemeinden entstehen und umgesetzt werden.
Wir können als Kirche jetzt mit gutem Beispiel vorangehen, indem wir mit Besonnenheit und Ruhe auf die Herausforderung reagieren.
Und wir können eine Grundüberzeugung unserer Kirche in das Bewusstsein rufen: das „Priestertum aller Gläubigen“ kann und soll jetzt im Alltag gelebt werden, wo es eben für eine unbestimmte Zeit keine öffentlichen Gottesdienste geben wird.
Die Glocken rufen zum Gebet und zur Andacht, die dann eben zu Hause stattfindet, im Bewusstsein, dass man sich auf diese Weise mit vielen anderen Menschen verbindet.
In Kürze werden auf der Homepage von St. Nikolai auch kleine Beiträge abrufbar sein, mit etwas Musik von der Nikolaiorgel und einem geistlichen Impuls.
Neben den Formen häuslicher Andacht braucht es den Gottesdienst im Alltag, mit vielfältigen Formen der Hilfsbereitschaft und Fürsorge gegenüber bedürftigen Mitmenschen. Und die Pastoren und Pastorinnen werden noch mehr als sonst als Seelsorger gefordert sein, für einige Zeit dann eben am Telefon und in den sozialen Medien.
Wir wünschen Ihnen alles Gute für die kommende Zeit, bleiben Sie gesund!
Und wir freuen uns schon auf den Tag, wenn wir uns wieder bei einem Konzert oder einem Gottesdienst persönlich begegnen können.
Herzliche Grüße,
Yvonne Braasch & Michael Mages